Die Konstruktion des Technologie- und Applikationszentrums der Siemens AG in Erlangen gliedert sich in zwei Hauptbauwerke: Den 5 geschossigen Bürobau und die angrenzende Applikationshalle.
Schon in der Bearbeitung des Gutachterverfahrens waren der vorgegebene knappe Zeitrahmen von 10 Monaten für die Bauzeit, die flexible Nutzung der Grundrisse und die Klimatisierung der Bürogeschosse über thermoaktive Decken (TAD) die wesentlichen Randbedingungen zur Entwicklung des Tragwerks.
Die Minimierung der Bauzeit wurde durch die Wahl einer Vollfertigteilbauweise ab dem Erdgeschoss im Bürobau erreicht. Die tragenden Aussenwände wurden als schachbrettartig angeordnete Stahlbetonsandwichwandplatten mit einer 16cm starken Tragschale ausgeführt. Seriell vorgefertigte Fassadenelemente werden in die immer wiederkehrenden gleichbleibenden Öffnungen eingesetzt.
Neben dem vertikalen Lastabtrag im Regelbereich übernehmen die Stahlbeton-fassadenelemente durch Ihre fachwerkartige Überschneidung auch den Lastabtrag der östlichen Auskragung von vier Geschossen.
Die Aufnahme und Weiterleitung der durch die Auskragung entstehenden vertikalen Zugkräfte in der Fassadenebene werden durch in Hüllwellrohren integrierte Bewehrungsführungen gewährleistet. In der Horizontalen wirkende Zug- und Druckkräfte werden über vergossene Schubknaggen in die Decken abgeleitet und über die massiven Gebäudekerne kurzgeschlossen.
Die Deckenplatten wurden als 2,7m breite Vollfertigteiltrogplatten mit einem 16cm starken Deckenspiegel konzipiert, die in den Fassadenachsen und auf einem Mittelunterzug aufliegen. Die Register für die Bauteilaktivierung wurden bereits im Fertigteilwerk verlegt und unter Druck gesetzt und mussten so auf der Baustelle nur noch an die Hauptstränge angeschlossen werden. Die Zwischen-räume zwischen den für die Begrenzung der Deckenverformungen erforderlichen, nach oben gerichteten, Aufkantungen der Trogplatten wurden für den Verzug der Elektro- und Datenverkabelungen unter den Hohlraumböden genutzt.
Die kraftschlüssige Verbindung der Deckenelemente untereinander und an die aussteifenden Gebäudekerne und Fassadenebenen erfolgt über eine schmalen Vergussstreifen im Randbereich.
Die Auflagerungen der Deckenelemente auf den Vollfertigteilunterzügen und der Unterzüge auf den Vollfertigteilstützen erfolgt ohne Vergussbereiche über Kontaktstoss.
Die Dachkonstruktion der an das Bürogebäude angrenzenden Applikationshalle wurde als frei spannende Spannbetonplattenbalkendecke in Halbfertigteilbauweise mit einer 10cm starken Ortbetonergänzung. Die Stege der Deckenkonstruktion gehen ohne Versatz in die 20cm schlanken Ansichtsbreiten der Aussenstützen über.
Die frühzeitige Integration des Tragwerkentwurfs in den Gebäudeentwurf und die kontinuierliche und enge Abstimmung in der Planung sowie die optimale Nutzung der Materialeigenschaften und Vorfertigungsmöglichkeiten des Werkstoffes Beton ermöglichten die Realisierung dieses Bauvorhabens in dem vorgegebenen engen Zeitrahmen bei gleichzeitig minimierten Herstellungskosten.
LP 1-6 gem. §64 HOAI 2002, Fertigteilelementplanung, Stichprobenartige Bauüberwachung, weitere besondere Leistungen